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Das verlorene Paradies

als Thema biblischer Betrachtung lässt Fragen aufkommen wie: Gibt es wirklich ein verlorenes Paradies? Warum befindet sich das verheißene Land ausgerechnet im Nahen Osten zwischen dem Libanon und Ägypten, sowie dem Mittelmeer und der Wüste im Osten? Warum gerade in den Grenzen Israels? Warum wurde dem auserwählten Volk Gottes speziell dieses Landstück verheißen? Was ist an diesem Land soviel anders als an anderen Landstrichen? Kommt dem verheißenen Land möglicherweise dadurch seine große Bedeutung zu, dass dort einst das Paradies, bzw. der Garten in Eden war?

Dazu gibt es verschiedene Meinungen1), aber nur eine wahre Botschaft der Bibel. Deshalb wollen wir diesbezüglich weder bestätigende, noch ablehnende Behauptungen aufstellen, sondern untersuchen ob es erkenntnismäßig vernünftig und schriftgemäß wahrscheinlich ist, dass sich das Paradies auf einem Gebiet befand, welches die Grenzen des verheißenen Landes umschloss, mit diesen deckungsgleich war, oder sich innerhalb dieser befand.

Beginnen wir mit dem Studium der Schöpfungsgeschichte, dann werden wir feststellen, dass es nicht nur einen einzigen biblischen Schöpfungsbericht gibt sondern, wie es scheint, zwei. Diese finden wir in den ersten beiden Kapiteln im ersten Buch Mose. Das Bemühen von Bibelübersetzern und Bibelauslegern daraus eine Einheit in der Form zu machen, dass der erste Teil Schlagzeilen vom zweiten Teil seien, bzw. dass der zweite Teil die Auslegung des ersten Teiles sei, dürften nicht zutreffen. Einfach deshalb nicht, weil in diesen zwei Einzelberichten der Schöpfungsgeschichte zum Teil, wenn auch nur scheinbare, so doch gegensätzliche Aussagen zu Grunde liegen. Aber diese Thematik, ob tatsächliche oder nur scheinbare Gegensätze vorliegen, kann in dieser Abhandlung aus Zeitgründen nicht besprochen werden.

Im ersten Teil der Schöpfungsgeschichte, beginnend mit 1.Mose 1:1 wird eine logisch nachvollziehbare Folge von Schöpfungvorgängen genannt. Eine kurze Zusammenfassung ergibt folgender Überblick :

  • Am ersten Tag schuf Gott Himmel und Erde.


  • Am zweiten Tag schuf Gott ein festes Gewölbe, schied die Wasser oberhalb und unterhalb dieses Gewölbes und nannte das Gewölbe Himmel.


  • Am dritten Tag trennte Gott das Wasser vom festen Land und nannte das Wasser Meer und das trockene Land Erde. Dann sprach Gott, dass die Erde junges Grün und samentragende Pflanzen sprossen lassen soll und Bäume, die je nach ihrer Art Früchte und Samen darin trugen.


  • Am vierten Tag schuf Gott die Himmelslichter Sonne, Mond und Sterne.


  • Am Fünften Tag schuf Gott die Wassertiere und die Vögel des Himmels.


  • Am sechsten Tag sprach Gott, dass die Erde allerlei Arten lebender Wesen hervorbringe Vieh, Kriechtiere und wilde Landtiere, jedes nach seiner Art. Zum Abschluss dieses Schöpfungsberichtes erfahren wir in 1.Mose 1:26, dass Gott sagte lasst uns Menschen machen nach unserem Bilde, uns ähnlich.


Soweit ein harmonischer und gut nachvollziehbarer Bericht, denn der Mensch wurde als höchstes materielles und vernunftbegabtes Wesen zum Schluss geschaffen, nachdem die Erde als geeignete Wohnstätte für ihn zubereitet war. Anzumerken ist, dass in diesem ersten Schöpfungsbericht kein einziges Wort über ein Paradies, oder einen Garten in Eden zu finden ist. Dennoch heißt es in 1.Mose 1:31:

"Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und siehe: es war sehr gut."

Desweiteren berichtet die Schrift in 1.Mose 2:1 bis Vers 4a:

"1So waren der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer vollendet. 2Da brachte Gott am siebten Tage sein Werk, das er geschaffen hatte, zur Vollendung und ruhte am siebten Tage von aller seiner Arbeit, die er vollbracht hatte. 3Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm hat Gott von seinem ganzen Schöpfungswerk und seiner Arbeit geruht. - 4aDies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden."

Die eben gelesene Bibelstelle endet in Vers 4a mit einer beachtenswerten Aussage, welche lautet:

"- 4aDies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden."

Dieser erste Versteil a, des Verses 4, kann sowohl als Abschluss des vorhergehenden Bibelberichtes als auch als Beginn des folgenden Bibeltextes verstanden werden. Bemerkenswerterweise berichtet 1.Mose 2: 4- 7, also Vers 4a und Vers 4b mit eingeschlossen, über eine scheinbar gegensätzliche Schöpfungsfolge gegenüber der aus 1.Mose 1:1-26 gehörten, denn 1. Mose 2: 4- 7 lautet:

"- 4aDies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden. 4bZur Zeit, als Gott der HErr*) Erde und Himmel schuf, 5als es auf der Erde noch keine Sträucher auf dem Felde gab und noch keine Pflanzen auf den Fluren gewachsen waren, weil Gott der HErr noch keinen Regen auf die Erde hatte fallen lassen und auch noch keine Menschen da waren, um den Ackerboden zu bestellen - 6es stieg aber ein Wasserdunst von der Erde auf und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens -: 7da", also als es all das vorweg genannte noch nicht gab, "da bildete Gott der HErr den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies ihm den Lebensodem in die Nase; so wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen."
*) Hier erscheint zum ersten Mal in der hebräischen Bibel der Gottesname "Jahwe", nach Luthers Vorgang durch "HErr" wiedergegeben. Wo im Hebräischen das Wort für "Herr" steht, ist es im deutschen mit kleinem "e" geschrieben. Was "Jahwe" bedeutet, ist aus 2. Mose 3,14 zu ersehen, wo Gott seinen Namen kundtut.

Aus dem eben gelesenen Bibeltext geht hervor, dass der Mensch zu einer Zeit geschaffen wurde, als es noch keine Sträucher auf dem Felde gab und noch keine Pflanzen auf den Fluren gewachsen waren, da bildete Gott der HErr den Menschen. Wie schon gesagt, eine scheinbar gegenteilige Aussage zu dem, was wir im ersten Teil der Schöpfungsgeschichte gelesen haben.

Fahren wir aber fort mit der Betrachtung der Aussagen des zweiten Teils der Schöpfungsgeschichte, dann erfahren wir was geschah, nachdem der Mensch geschaffen war. Der Bibeltext in 1. Mose 2:8-9 lautet:

"8Hierauf pflanzte Gott der HErr einen Garten in Eden nach Osten hin und versetzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte. 9Dann ließ Gott der HErr allerlei Bäume aus dem Erdboden hervorwachsen, die lieblich anzusehen waren und wohlschmeckende Früchte trugen, dazu auch den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen (oder: von Gut und Böse)."

Diese Bibelstelle ist so gehaltvoll, dass wir sie näher betrachten und Einzel-heiten hinterfragen wollen.

Zunächst ist die erste Teilaussage in Vers 8 von großer Bedeutung, welche lautet: "8Hierauf pflanzte Gott der HErr einen Garten in Eden nach Osten hin ...".
Warum pflanzte Gott der HErr einen Garten in Eden nach Osten hin? Nachdem dieser Tatbestand besonders betont wird, könnte dies u.a. bedeuten, dass die Ostgrenze von Eden und die Ostgrenze des Gartens zusammenfielen. Das könnte wiederum aussagen, dass der Garten auf seiner Ostseite nicht von Eden umschlossen war, sondern direkt an ein anderes benachbartes Gebiet angrenzte.

Wohin wurde der Mensch versetzt, nachdem der Garten gepflanzt war? Die Antwort finden wir in Vers 8, den wir nochmal lesen wollen. Er lautet: "8Hierauf pflanzte Gott der HErr einen Garten in Eden nach Osten hin und versetzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte." Welcherlei Gewächse gab es denn in diesem Garten als der Mensch dorthin versetzt wurde? Wir wissen es nicht. Aber eins wissen wir, es gab noch keine Bäume, denn erst in Vers 9 heißt es: 9Dann ließ Gott der HErr allerlei Bäume aus dem Erdboden hervorwachsen,". Also dann erst, nachdem der Mensch schon im Garten war.

Bezüglich der Bäume heißt es weiter: "die lieblich anzusehen waren und wohlschmeckende Früchte trugen, dazu auch den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen." Eine ausgesprochen wichtige Aussage, die aus der damaligen Sicht eine weit in die Zukunft gerichtete Botschaft enthielt, wie wir dies noch sehen werden. Dazu müssen wir aber die Verschiedenartigkeit der Eigenschaften der Bäume, die im Garten Eden waren, erkennen und in Erinnerung behalten.

Es können insgesamt drei Arten von Eigenschaften erkannt werden: Für die erste Art stehen die Bäume, die lieblich anzusehen waren und wohlschmek-kende Früchte trugen. Für die zweite Art wird der Baum des Lebens, der mitten im Garten stand, genannt und die dritte Art betrifft den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.

An dieser Stelle sollte daran erinnert werden, dass viele bibelkundige und bibelgläubige Menschen, insbesondere sog. Bibelforscher, dazu neigen das Wort Eden zu glorifizieren2) und zu mystifizieren3), indem sie dem Garten in Eden unvergängliche Eigenschaften zusprechen. Dabei bleibt unerkannt, dass der Garten in Eden wahrscheinlich nur ein vergängliches Vorbild war. Gerade bibelgläubige Menschen sollten aus eigener Fantasie entstehenden Gefühlsduseleien nicht unterliegen, denn die Schrift fordert eindeutig dazu auf, nüchtern zu bleiben (1.Thes. 5:6; Tit. 2.2; 1.Petr.4:7). Der HErr übermittelte seine Botschaft für unsere Zeit ausschließlich durch das geschriebene Wort (Matth. 4:4; 4:7; 4:10). Die Übermittlung erfolgte durch Inspiration an Menschen welche das Wort in irgendeiner Ursprungssprache als Urtext niedergeschrieben haben. Sprachwissenschaftler späterer Zeiten, die sich mit der Übersetzung der Bibel aus diesen Urtexten beschäftigen, müssen daher den Sinn des Textes in der Ursprungssprache begreifen um ihn dann in die jeweilige Zielsprache richtig übertragen zu können. Der einzelne Bibelleser sollte sich daher stets im Klaren sein, dass er aus der Bibel nie mehr herauslesen kann, als es der HErr zur jeweiligen Zeit zulässt.

Nach dem Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker und Gerhard Maier kann das Wort Eden aus mehreren Sprachen abgeleitet werden. In dem genannten Lexikon heißt es beispielsweise:

"Eden

  • 1) Gegend in der Gott einen Garten pflanzte (1Mo 2,8). Das bedeutet, dass der Garten sich nicht über ganz E. erstreckte, sondern ein begrenztes Gebiet in E. einnahm. Im Namen Eden klingt für einen Hebräer die gleichlautende Wurzel für >>Wonne<< mit (>>Lustgarten<<); doch halten viele Gelehrte heute E. nicht für einen Eigennamen, sondern für ein entweder direkt aus dem Sumer. (edin, Ebene, Steppe) oder über das Akkad. (edinu) entlehntes Alltagswort; somit wäre an eine ebene oder flache Gegend gedacht. Auch der Garten selbst wird E. genannt (1 Mo 2,15; 3,23f; Hes 36,35; Joel 2,3), weiter wurde er als >>Garten Gottes<< bezeichnet (Hes 28,13; 31,9) und als >>Garten des Herrn<< (gan-Jahwe, Jes 51,3). Die LXX gibt in 1 Mo 2,8ff das Wort gan (Garten) und in Jes 51,3 E. mit paradeisos wieder, das dem alt-pers. (awestischen) pairidaeza entlehnt ist. Es bedeutete >>Park<< oder >>Lustgarten<<, daher stammt die deutsche Bezeichnung >>Paradies<< für den Garten E. Vgl. -> Paradies.

  • 2) ..... Ortsname ....
  • 3) ...... Eigenname ..... ". Ende des Zitates. (LXX=Septuaginta / griech. Übers. des AT).
Heilsgeschichtlich bleibt aber festzuhalten, dass Gott der Herr den Garten in Eden nach Osten hin pflanzte (1.Mose 2:8). Außerdem könnten noch weitere Bibelstellen in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein. Nachdem Adam und Eva aus dem Garten in Eden ausgewiesen waren heißt es in 1. Mo. 3:24:

"und als er" also Gott, "den Menschen hinausgetrieben hatte, ließ er östlich vom Garten Eden die Cherube sich lagern und die Flamme des kreisenden (oder: zuckenden = funkelnden) Schwertes, damit sie den Zugang zum Baume des Lebens bewachten."

Auch die symbolische Tat des Kain, der seinen Bruder Abel erschlug könnte in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein, denn in 1. Mose 4:16 steht geschrieben:

"So ging denn Kain vom Angesichte des HErrn hinweg und ließ sich im Lande Nod östlich von Eden nieder."

Eine interessante Frage dürfte daher lauten: "Wie lange ließ der HErr östlich von Eden die Cherube mit der Flamme des kreisenden Schwertes den Zugang zum Baume des Lebens bewachen?". Die Schrift nennt keinen Zeitpunkt, aber im Rahmen unserer Betrachtung könnte angenommen werden, dass spätestens nach der Sintflut eine Bewachung nicht mehr notwendig war. In der nachsintflutlichen Landschaft gab es wahrscheinlich den Garten in Eden nicht mehr. Der Grund, warum der Garten verschwand, dürfte das von Gott über Adam ausgesprochene Urteil gewesen sein, welches nach 1.Mose 3:17 lautet:

"Zu dem Manne (oder: zu Adam) aber sagte er: ' Weil du der Aufforderung deines Weibes nachgekommen bist und von dem Baume gegessen hast, von dem zu essen ich dir ausdrücklich verboten hatte, so soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen: mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.' "

Verursacht durch das Wort Gottes, des Allmächtigen: "so soll der Ackerbo-den verflucht sein um deinetwillen" dürfte der Garten in Eden in seiner vorbildlichen Gestalt vom Erdboden Verschwunden sein, nicht aber das Land, auf dem er gepflanzt war.

Eine weitere Frage, für die wir bisher keine biblische Antwort kennen, lautet: "Wohin gingen Adam und Eva, nachdem sie aus dem Garten in Eden ausgewiesen waren?" Für eine spekulative Antwort könnte "Das Photo-Drama der Schöpfung4) in Betracht gezogen werden. Danach war Adam der erste Pharao. Wenn das stimmen sollte, dann wären sie in das Gebiet Ägypten gezogen. Eine mögliche bestätigende Aussage diesbezüglich werden wir noch hören.

Nach der Sintflut dürfte es also für die Nachkommen Sem, Hamm und Japhets, die schriftgemäß ebenfalls nach Osten hin gezogen sind (1.Mose 11:2), keine Schwierigkeit mehr gewesen sein das Gebiet, auf dem ehemals der Garten in Eden war, vom Osten her zu betreten. Die Stelle mitten im Garten, wo einst der vorbildliche Baum des Lebens stand kannte keiner. Außerdem gab es den vorbildlichen Baum des Lebens nicht mehr, denn der gegenbildliche Baum des Lebens sollte an seine Stelle treten.

Wenn es stimmen sollte, dass auf dem heutigen Gebiet Israels - vormals Kanaan -, also auf dem Gebiet des verheißenen Landes, einst der Garten in Eden gewesen sein sollte, dann dürfte es von größtem Interesse sein zu erfahren, welche Ereignisse sich dort in heilsgeschichtlichem Sinne in der Folgezeit abgespielt haben. Wer war beispielsweise der Mensch der, in heilsgeschichtlichem Sinne von Osten kommend, dieses Gebiet als erster betreten hat?

In der nachsintflutlichen Lanschaft wurde irgendwann eine Stadt Ur in Chaldea gegründet. Diese liegt östlich von Kanaan. In 1. Mose 11:31 bis 1.Mose 12:7 lesen wir diesbezüglich folgenden interessanten Bibelbericht:

"31Da nahm Tharah seinen Sohn Abram und seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und zog mit ihnen aus Ur in Chaldea weg, um sich ins Land Kanaan zu begeben; als sie aber bis Haran gekommen waren, blieben sie daselbst wohnen. 32Tharah brachte hierauf sein Leben auf zweihundertfünf Jahre; dann Starb er in Haran.
12 Der Herr sprach zu Abram: "Verlaß dein Land und deine Verwandschaft und deines Vaters Haus
(und ziehe) in das Land, das ich dir zeigen werde; 2denn ich will dich zu einem großen Volke machen und will dich segnen und deinen Namen groß (= berühmt) machen, und du sollst ein Segen werden*). 3Ich will die segnen, die dich segnen, und wer dich verflucht, den will ich verfluchen; u n d   i n   d i r   s o l l e n   a l l e   G e s c h l e c h t e r   d e r   E r d e   g e s e g n e t   w e r d e n **)."

4Da machte sich Abram auf den Weg, wie der Herr ihm geboten hatte, auch Lot zog mit ihm; Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran aufbrach. 5Abram nahm also seine Frau Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders
(Haran), und alle Habe, die sie besaßen, und alles Gesinde, das sie in Haran erworben hatten, und so zogen sie aus, um nach dem Lande Kanaan zu wandern. Als sie nun in diesem Lande angekommen waren, 6zog Abram im Lande umher bis zu der heiligen Stätte von Sichem, bis zur Orakel-Terebinthe***); die Kanaanäer wohnten damals im Lande. 7Da erschien der Herr dem Abram und sagte zu ihm: "Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!" Da baute er dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar."
*) A.Ü.: so dass dein Name zu einem Segenswort wird.
**) A.Ü.: mit dir (oder: mit deinem Namen) sollen alle Geschlechter der Erde sich Segen wünschen; vgl. 26,4; 48,20.
***) W.: Terebinthe (oder: Eiche) des Zeigers (oder: des Deuters)." Gemeint ist ein hoher Baum, unter welchem Orakel (d.h. Wahrsagungen) erteilt wurden.

Über eine erste Begebenheit, die mit dem Standort des Baumes des Lebens mitten im Garten zu tun haben könnte, kann in 1. Mose 22:1-14 nachgelesen werden. Für unsere Betrachtung wird aber nur 1. Mose 22:9-10 zitiert, wo wir über die Opferung Isaaks folgendes lesen:

"9Als sie nun an den Ort gekommen waren, den Gott ihm angegeben hatte, errichtete Abraham daselbst einen Altar und legte die Holzscheite auf ihm zurecht; dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben über die Scheite; 10darauf streckte er seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten."

Welchen Ort hatte Gott dem glaubensstarken Abraham zur Opferung von Isaak angegeben? Handelte es sich etwa um den Standort, an dem sich einst der vorbildliche Baum des Lebens mitten im Garten befand? Die Opferung Isaaks durch Abraham war, wie wir aus der Schrift wissen, ein Vorbild auf die Opferung Jesu durch Gott den Allmächtigen, der seine Menschengeschöpfe durch den Opfertod Jesu aus dem Tode erretten wollte und errettet hat.

Vorbildfunktionen heilsgeschichtlicher Art zwischen dem Garten in Eden und Ägypten könnten folgende Begebenheiten gewesen sein. Gemäß 1. Mose 37:28-36 wurde Joseph von seinen Brüdern verkauft und von den Midianitern nach Ägypten gebracht. Desweiteren lesen wir in 1. Mose 46:27:

"Die Söhne Josephs aber, die ihm in Ägypten geboren wurden, waren zwei Seelen. Daher betrug die Gesamtzahl der Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, siebzig."

Beide, Joseph und Jakob, kamen lebend nach Ägypten, aber beide wurden, wenn auch zu veschiedenen Zeiten und auf verschiedene Art, als Tote nach Kanaan zurück gebracht. Jakob wurde dort in der Höhle Machpela (1. Mose 50:12-14) bestattet und vierhundert Jahre später wurden die Gebeine Josephs in Sichem (1. Mose 50:22-26; 2. Mose 13:19; Jos. 24:32) beigesetzt. Zu einer noch späteren Zeit kam das Jesukind lebend nach Ägypten und kehrte zwei Jahre später wieder lebend nach Israel zurück, in die Stadt Nazaret.

Möglicherweise handelte es sich bei diesen drei über geschichtliche Zeiträume verteilten Ereignissen um eine symbolische Parallele zu den drei Eigenschaften der Bäume im Garten Eden. Im Vorbild befindet sich mitten unter den Bäumen mit zwei anderen Eigenschaften, der Baum des Lebens. Im alttestamentlichen Gegenbild werden zwei Männer Gottes aus Ägypten in das ehemalige Gebiet des Gartens in Eden als Tote zurück gebracht. Jakob könnte die geistige Schar und Joseph, als Machthaber in Äggypten die Welt symbolisieren. Im Gegensatz zu Jakob und Josef kehrte Jesus, als der gegenbildliche Baum des Lebens, aus Ägypten lebend nach Kanaan zurück. Er war der von Jesaja vorausgesagte Schössling von dem wir in Jes. 11:1-2 lesen:

"Sodann wird ein Reis aus dem Stumpfe Isai's hervorgehen und ein Schößling aus seinen Wurzeln Frucht tragen; 2und der Geist des HErrn wird auf ihm ruhen: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Heldenkraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HErrn."

Möglicherweise gibt es noch mehrere alttestamentliche Vor- und Gegenbilder vom Garten in Eden, aus den vor- und nachsintflutlichen Zeiten. Wir wollen uns aber folgend auf die neutestamentlichen Gegenbilder konzentrieren.

Welche neutestamentlichen Ereignisse kommen als Gegenbilder für die Ursprungsvorbilder in Frage? Welche Menschen kamen als zweite vom Osten kommend, in heilsgeschichtlichem Sinne in das verheißene Land? Was war deren Botschaft? In Matth. 2:1-2 lesen wir dazu:

"Als nun Jesus zu Bethlehem in Judea in den Tagen(= unter der Regierung) des Königs Herodes geboren war, da kamen Weise ***) aus dem Osten (oder: Morgenlande) nach Jerusalem 2und fragten: 'Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben nämlich seinen Stern im Aufgehen (oder: im Osten) gesehen und sind hergekommen, um ihm unsere Huldigung darzubringen.' "
***) Eig. Magier, d.h. hochstehende, zum Stande der Gelehrten (bes. der Priester) gehörige, der Sterndeutung kundige Babylonier.

Mit diesem Ereignis war der Weg zum gegenbildlichen Baume des Lebens endgültig für alle frei. Aber diesen Baum gab es noch nicht, denn der Reis aus dem Stumpfe Isais lag noch als Säugling in der Krippe (Luk. 2:12). In Matth. 2:13 wird sodann über ein weiteres bedeutendes Ereignis berichtet, wo geschrieben steht:

"Als sie nun weggezogen waren, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traume und gebot ihm: 'Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und fliehe nach Ägypten und bleibe so lange dort, bis ich's dir sage! denn Herodes geht damit um, nach dem Kindlein suchen zu lassen, um es umzubringen.' "

Warum musste Josef mit dem Kind und seiner Mutter Maria nach Ägypten fliehen? Hatte Gott nicht tausend andere Möglichkeiten das Vorhaben des Herodes zu verhindern? Gewiss, aber es sollte eine weitere Voraussage der Schrift in Erfüllung gehen, welche wir aus Matth. 2:15 kennen, wo es heißt:

"dort blieb er bis zum Tode des Herodes. So sollte sich das Wort erfüllen, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt (Hos.11:1): 'Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.' "

Aber, so werden wir weiter fragen, welchen Sinn hat es denn, wenn Joseph mit seiner Familie eine Wanderung nach Ägypten und zurück macht, nur damit das Wort des Propheten in Erfüllung geht: 'Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen'? Ohne einen tieferen Sinn wäre diese Aktion wahrscheinlich nur eine bedeutungslose Flucht nach und eine nichtssagende Rückkehr aus Ägypten gewesen.

Als Gott Adam und Eva aus dem Garten in Eden vertrieb, schickte er sie in den Tod. Wie wir es schon hörten ging Adam mit Eva wahrscheinlich nach Ägypten, wo Adam im Schweiße seines Angesichtes den Ackerboden bearbeitete; später möglicherweise als Pharao regierte und mit 930 Jahren starb.

Die Erfüllung des Prophetenwortes: 'Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen' hat eine zweifache Bedeutung. Gottes Sohn, Jesus, der zu diesem Zeitpunkt noch ein menschliches Kleinkind war, wurde als Vorbild aus Ägypten gerufen. Das Gegenbild dazu war Adam, der auch ein Sohn Gottes ist und durch das Erlösungswerk Christi errettet weden sollte. Der Rückruf seines Sohnes aus Ägypten bewirkte einerseits, dass der Erretter auf dem Wege nach Golgatha war und Adam auf dem Rückweg zum Leben.

Damals hatte sich schon bewahrheitet: Wie nämlich in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle wieder zum Leben gebracht werden (1. Kor. 15:22). Warum, so haben sich schon viele bibelkundige Menschen gefragt, wurde Jesus nicht alleine gekreuzigt? Luk. 23:33 nennt folgende Begebenheit:

"Als sie nun an den Platz gekommen waren, der "Schädel(stätte)" heißt, kreuzigten sie dort ihn und die beiden Verbrecher, den einen zu seiner Rechten, den anderen zu seiner Linken."

Der Kreuzigungsvorgang Jesu mit allen Begleiterscheinungen war kein zufälliger Vorgang. Das Erscheinungsbild der drei Gekreuzigten stellte in symbolischer Weise ein bedeutendes Gegenbild dar. In diesem Sinne wird in Luk. 23:39-42 berichtet, wo es heißt:

"39Einer aber von den Verbrechern, die da gehenkt waren, schmähte ihn mit den Worten: "Du willst Chistus (oder: der Messias) sein? So hilf dir doch selbst und uns!" 40Da antwortete ihm der andere mit lautem Vorwurf: "Hast du denn nicht einmal Furcht vor Gott, da dich doch derselbe Urteilsspruch (= die gleiche Strafe) getroffen hat? 41Und zwar uns beide mit Recht, denn wir empfangen den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan! 42Dann fuhr er fort: 'Jesus, denke an mich, wenn du in deine Königsherrschaft (oder: mit deinem Reiche) kommst!' "

An welches Vorbild erinnern uns die drei Kreuze mit den drei Gekreuzigten? Für den oberflächlichen Beobachter sind da drei machtlose Menschen gekreuzigt und hilflos dem Tode ausgeliefert. In Wirklichkeit ist aber alles ganz anders. Auf der einen Seite ist ein Hilfloser aber Schmähender, der, trotz seines Schicksals, mit sich selbst hadert und zwischen Gut und Böse nicht zu unterscheiden vermag. Auf der anderen Seite hängt ein ebenso Hilfloser aber Einsichtiger, dessen Worte lieblich anzuhören sind und wohlschmeckenden Glaubensfrüchten gleichen. In der Mitte aber befindet sich ein Mächtiger, der über mehr als zwölf Legionen Engel gebietet, die alles tun würden was er ihnen sagte. Aber, er sagte nichts. Jesus war nicht gekommen um seine Macht zu erweisen. Nein, die echte Macht seiner Stärke besteht darin, dass er den Willen seines himmlischen Vaters in Demut, freiwillig und bedingungslos zu jeder Zeit und an jedem Ort erfüllt (Joh 6:39).

Ja, die drei Kreuze erinnern uns an die drei Arten der Eigenschaften der vorbildlichen Bäume im Garten von Eden, die lieblich anzusehen waren und wohlschmeckende Früchte trugen, den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und an den vorbildlichen Baum des Lebens der mitten im Garten stand.

Der vorbildliche Garten in Eden wurde, wie schon gesagt, wahrscheinlich durch die Sintflut weggespült, so dass in einer völlig veränderten Landschaft, aber örtlich an derselben Stelle, wo einst der vorbildliche Baum des Lebens mitten im Garten stand, das Kreuz Christi in den Boden versenkt wurde. Der Samen für den gegenbildlichen Baum des Lebens erstarb als vollkommener Mensch am Kreuz und wurde als Leiche in ein Felsengrab gelegt (Luk.23:50-53). Doch gleich dem Keimling in der Erde, der das Erdreich über sich sprengt und ans Licht drängt, ist Jesus, der Sohn Gottes, am dritten Tage auferstanden. Als gegenbildlicher Baum des Lebens steht er nun, in dem seiner Vollendung zustrebenden gegenbildlichen Garten Gottes, und erstrahlt in Macht und Herrlichkeit. Seit seiner Auferstehung ist überall da wo Jesus ist mitten im Garten. Daher heißt es auch: Jeder der da will, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst (Off. 22:17).

Die im zweiten Teil der Schöpfungsgeschichte beschriebenen paradiesischen Zustände am Anfang der Menschheitsgeschichte sind nicht etwa verlorengegangen, um in ihrem Ursprungszustand wiederhergestellt zu werden, sondern waren ein vergängliches Vorbild im Kleinen, um auf das große und bleibende Gegenbild hinzuweisen. Dieses große Gegenbild ist die Schöpfung Gottes, wie sie dereinst nach der Vollendung der geistigen Phase ewig existieren wird.

Sinngemäß grenzt die Welt an die außerweltlichen Herrlichkeiten in gleicher Form an, wie dereinst der Garten in Eden, an Eden angrenzte . Der vorbildliche Wasserstrom entsprang in Eden um den Garten zu bewässern und teilte sich von dort in vier Arme (1.Mose 2:10). In gleicher Weise entspringt der gegenbildliche Wasserstrom des Lebens in den außerweltlichen Herrlichkeiten um die Welt mit dem Wasser des Lebens zu versorgen. Hier teilt er sich in vier geistige Ströme durch welche aus der großen Menschenschar vier Klassen hervorgehen werden. In dieser Hierarchieform wird, wenn wir die Schrift richtig verstehen, die Menschheit nach der allgemeinen Auferstehung das ewig währende Reich Christi bevölkern.

Wenn die Annahme stimmt, dass sich der Garten in Eden, vor der Sintflut auf dem Gebiet des verheißenen Landes befunden hat, dann kann das Paradies mit vorwärts gewandten Blicken wiedergefunden werden; als das gegenbildliche Paradies Gottes (Off. 2:7), in welchem Jesus der Baum des Lebens ist. Die Endphase der Errichtung des endgültigen Paradieses Gottes begann auf Golgatha und wird nach der Vollendung der Schöpfung Gottes immerwährend existieren.

Wie jedes menschliche Werk, so ist auch dieser Vortrag nur Stückwerk. Drum möge der Herr alles verwerfen was nicht richtig ist. Für die Zuhörer und Leser gilt aber im Sinne der Beröer das Dargebotene prüfen, mit der Schrift vergleichen (Apg. 17:10-12) und nicht straucheln, sondern eine vermehrte Erkenntnis im Worte Gottes anstreben. Ganz im Sinne von Jud. 24-25, wo es heißt:

"24Dem aber, der euch vor allem Straucheln (oder: Wanken) zu bewahren und euch unsträflich mit Frohlocken vor das Angesicht seiner Herrlichkeit hinzustellen vermag, 25ihm, dem alleinigen Gott, der durch unseren Herrn Jesus Christus unser Retter (oder: Heiland) ist, - ihm gebührt Herrlichkeit (oder: Ehre) und Erhabenheit (oder: Majestät), Macht und Gewalt (wie) vor aller Weltzeit, (so) auch jetzt und in alle Ewigkeit! Amen."


1) a) Die Erschaffung des Menschen zum Bilde Gottes, von Joachim Langhammer, Kasettendienst der Evangeliums Mission Bad Salzuflen; b) Gnade und Herrlichkeit, Band 55, Heft 1 (Januar 2003), Reiner Wörz, Der Turmbau zu Babel, Seite 34; 2) Glorifizieren = Verherrlichen; 3) Mystifizieren (mystisch betrachten; täuschen, vorspiegeln); 4) Das Photo-Drama der Schöpfung in Wort und Bild, Neuauflage 1998, Verlag "Der Tagesanbruch", Seite 21;


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